Bereits 2018 hat Nicole Krieger, Leiterin der Moderatorenschule Baden-Württemberg, in der Süddeutschen Zeitung zur Zukunft des Redens prognostiziert: Livestreaming ist das Fernsehen der Zukunft! Immer mehr Unternehmen werden Live-Video-Kommunikation nutzen, um Kunden, Mitarbeitende und andere Zielgruppen zu erreichen. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung wie ein Katalysator beschleunigt.
In ihrem aktuellen Thesenpapier geht Nicole Krieger folgenden Fragen nach: Welche Zukunftstrends sehen wir heute? Wie verändert sich unsere Kommunikation? Welche Fähigkeiten brauchen Sie, um in Zukunft erfolgreich im Beruf zu sein? Hier erläutert die Auftrittsexpertin ihre wichtigsten Thesen:
Video ist das Medium des 21. Jahrhunderts
Videos im Netz erreichen heute mehr Menschen als traditionelle Medien. Auf der Social Media Plattform YouTube loggen sich aktuell jeden Monat rund 2 Mrd. Nutzer ein, jede Minute werden 500 Stunden Videomaterial hochgeladen. TikTok ist laut Mediendienst Kress einer der fünf wichtigsten Medientrends aus den USA, die in den kommenden drei bis sechs Jahren mehr Relevanz für die Medien- und Businesswelt bekommen werden. Im September 2021 verzeichnete die Social App eine Milliarde Besucher weltweit. Videos gehören heute selbstverständlich zum Marketingmix von Unternehmen.
Jeder von uns weiß, wie schnell wir auf ein Video klicken, auch wenn daneben ein schön formulierter Text steht. Seit dem Start von YouTube 2005 hat die Videonutzung im Netz jedes Jahr zugenommen. Für das Jahr 2021 berechnet Cisco, dass Videos rund 82 Prozent der gesamten Internetnutzung ausmachen werden – egal ob live gestreamt oder als OnDemand-Angebot.
Kamerapräsenz ist die neue Hard Skill
Diese Entwicklung bedeutet für viele Berufstätige, sich neue Kompetenzen für neue Anforderungen an ihren Job anzueignen. Der Auftritt vor der Kamera wird zukünftig für Berufstätige genauso selbstverständlich zum Job gehören wie der Umgang mit den gängigen Softwareprogrammen. Bildschirmerfahrung und Souveränität im virtuellen Auftritt werden im Bewerbungsverfahren Pluspunkte bringen. Für Top-Führungskräfte wird es zu den Grundfähigkeiten gehören, bei Reden und Präsentationen auch vor der Kamera souverän zu performen. Audiovisuelle Kommunikation wird neben der persönlichen Kommunikation in Präsenz als gleichwertig anerkannt werden. Anders ausgedrückt, wer sich in Zukunft nicht sicher in beiden Welten bewegen kann, wird es schwer haben, erfolgreich im Job zu sein. Wer hier noch Nachholbedarf hat: Unseren aktuellen Bestseller „Sicher vor der Kamera sprechen“ gibt es sowohl als Online-Training als auch als Video-on-demand-Kurs.
Gute Videoperformance hebt das Image
Früher fielen Präsentationstraining oder Rhetorik-Seminare in die Kategorie Kommunikation, und damit unter die Soft Skills. In vielen Unternehmen hieß es: erstmal die Hard Skills Produktion, Vertrieb, Service … Und wenn dann noch Geld übrig ist, gibt es auch mal ein Kommunikationstraining. Erfreulicherweise ändert sich dies gerade. Immer mehr Unternehmen merken, wie wichtig die Kameraperformance ihrer Mitarbeitenden ist und geben der Entwicklung virtueller Fähigkeiten Priorität. Und das ist richtig so: Wenn Produkte online vor dem Kunden präsentiert werden oder die Branche zu einem virtuellen Fachkongress zusammenkommt, ist es durchaus entscheidend, wie sich das Unternehmen und ihre Repräsentanten auf dem Bildschirm zeigen. Während in einer realen Präsentation manches schnell versandet, bleiben bei aufgezeichneten Online-Auftritten Unzulänglichkeiten für immer konserviert. Wer da unruhig zappelt oder hilflos an der Kamera vorbeischaut, schadet dem Image seiner Produkte und seiner Firma.
Dies realisieren immer mehr Führungskräfte und machen ihre Teams fit für die Kamera. Denn wenn im Wettbewerb um Kunden die Produktmerkmale und die Qualität nahezu gleich sind, entscheiden andere Parameter darüber, wer das Rennen macht. Und das sind vor allem die Kommunikation und die Präsentation. Nicht umsonst investieren Firmen wie Apple oder AMD Millionensummen in ihre digitalen Jahresevents. Das Ergebnis ist erstklassig, wie der Marktanspruch dieser Unternehmen.
Unsere Sehgewohnheiten sind konditioniert
Die meisten Berufstätigen sind noch mit klassischem Fernsehen aufgewachsen: Tagesschau, Frühstücksfernsehen, Wetten, dass ..? Sie wissen, wie professioneller Content über die Mattscheibe zu flimmern hat und wie Moderatoren und Expertinnen im Fernsehen auftreten. Folglich setzen sie dieselben Maßstäbe auch für Content im beruflichen Umfeld an. Für Online-Präsentatoren und Moderatorinnen heißt das: Ihr Auftritt vor der Kamera muss professionell sein und die visuelle Umsetzung der Präsentation muss sich an Fernsehgesetzmäßigkeiten orientieren.
Diese Entwicklung konnte man übrigens sehr gut bei YouTube beobachten. Als YouTube Gründer Jawed Karim 2005 sein allererstes Video aus dem San Diego Zoo veröffentlichte, war die Videoplattform noch ein Sammelsurium aus verwackelten Handy-Videos. 16 Jahre später hat sich die Plattform zu einem Streaming-Kanal entwickelt, dessen Qualität vielfach Fernsehstandards entspricht – sowohl von der technischen Umsetzung als auch von der Perfomance der Protagonisten.
Wer als Unternehmerin oder Selbstständiger Videos, Webinare oder Live-Online-Formate produzieren möchte, ist gut beraten, sich bei Umsetzung und persönlicher Performance an professionellen Maßstäben zu orientieren und von den Profis unterstützen zu lassen. Nur wenn der Inhalt gut präsentiert wird, bleiben Zuschauer dran. Nur wenn der Moderator überzeugend auftritt, glauben wir ihm und schalten nicht weg.
Bildquelle: Violetta Odenthal