Probleme mit der Stimme sind keine Einzelfälle. Sänger oder Moderatoren kassieren oft eine schmerzhafte Quittung dafür, dass sich ihre Stimmlippen permanent im Einsatz befinden. Die Folgen reichen von einer ausgetrockneten Mund- und Rachenschleimhaut, über Heiserkeit und Halskratzen bis hin zu einer akuten Kehlkopfentzündung.
Dr. med. Robin Banerjee ist Facharzt für HNO-Heilkunde im Medical Center Unna. Er wurde von der Agentur Rothenburg & Partner im Auftrag von GeloRevoice zu Ursache, Behandlung und Prävention von Stimmbeschwerden befragt – ein Interview, das wir von der Moderatorenschule Baden-Württemberg freundlicherweise hier posten dürfen.
Herr Dr. Banerjee, was ist eine Stimmstörung?
Bei einer Stimmstörung (medizinisch: Dysphonie) handelt es sich um die Beeinträchtigung des stimmlichen Teils der menschlichen Artikulation (Phonation). Ursächlich hierfür kann eine organische Erkrankung oder eine Funktionsstörung des Kehlkopfes sein.
Wie entsteht eine solche Dysphonie?
Meist durch Fehlbelastungen der Stimme. Sie zählen zu den funktionellen Dysphonien und sind gerade bei Sprechberufen ein Problem. Eine Überlastung des Stimmapparates macht sich durch eine heisere, raue oder belegte Stimme bemerkbar, wobei der Patient ein verstärktes Gefühl von Trockenheit im Hals verspürt.
Welche Stimmbeschwerden treten am häufigsten auf?
Die akute Stimmbandentzündung (Kehlkopfentzündung) sehen wir in unseren Breitengraden am häufigsten. Sie wird meistens durch Viren hervorgerufen und äußert sich durch Heiserkeit. Die chronische Stimmbandentzündung, die auch durch eine heisere Stimme auffällt, wird durch äußere Reize wie regelmäßiges Rauchen oder auch einen Reflux (Sodbrennen) hervorgerufen. Außerdem kommen Tumore – sowohl gutartige als auch bösartige – vor.
Woran liegt das?
Akute Entzündungen kommen oft klimabedingt während der kalten Jahreszeit vor, da kann man sich sehr schnell mit Erkältungsviren anstecken. Ein starker Auslöser für tumoröse Veränderungen am Kehlkopf ist der Tabakkonsum – insbesondere jedoch in der Kombination mit dem Genuss von Alkohol. Auch ein Reflux, möglicherweise ausgelöst durch zu spätes Essen, kann die Stimmbänder erheblich belasten, da ständig ein saurer Reiz einwirkt.
Bei stimmbelasteten Personen kann eine falsche Stimmtechnik auf Dauer zu Veränderungen der Stimme führen. Zum Beispiel indem sich der Stimmklang, der Stimmumfang oder die Tonhaltedauer verändert. Die sind in der Regel langfristiger Natur und nur äußerst schwierig rückgängig zu machen.
Wie kann ich für eine gesunde Stimme sorgen?
Mit der Aufnahme von reichlich Flüssigkeit können die Stimmbänder ihre Spannung besser bewahren. Der Verzicht auf Tabak ist zudem ein wichtiger Faktor, um einer möglichen Tumorbildung vorzubeugen.
In Vielsprecherberufen ist es besonders ratsam, gezielt Stimmtechniken einzusetzen. So sollte beispielsweise vermieden werden, zu schreien. Und wenn das nicht möglich ist, dann zumindest mit der richtigen Technik.
Welche Therapieformen bieten sich zur Stimmentwicklung an?
Bei akuten Entzündungen ist es wichtig, die Stimme zu schonen. Und auch Flüstern sollte vermieden werden, um die Stimmbänder nicht zusätzlich zu reizen. Medikamente, die für eine nachhaltige Befeuchtung der Schleimhäute im Mund- und Rachenraum sorgen, können lästige Symptome wie trockenes Gefühl im Mund, Räusperzwang und Reizhusten rasch wieder lindern.
Sollte es aufgrund regelmäßiger Fehlbelastungen zu Problemen kommen, empfiehlt sich eine logopädische Stimmtherapie, um Langzeitschäden an den Stimmlippen zu vermeiden und den richtigen Umgang mit der eigenen Stimme zu schulen.