Nach seiner Weiterbildung zum Veranstaltungsmoderator erobert Florian D. Weber die Event-Bühnen
Er studierte Erziehungswissenschaft und ist über den Umweg als Unternehmensberater schließlich doch auf der Bühne gelandet: Florian D. Weber moderiert aktuell 4 bis 5 Veranstaltungen im Monat und spielt in Gedanken mit der vollständigen Selbständigkeit. Der 30jährige Freiburger mit den bunten Hemden hat in den vergangenen zwei Jahren die Ausbildung zum zertifizierten Veranstaltungsmoderator an der Moderatorenschule Baden-Württemberg absolviert. In unserem Sommerinterview erzählt er uns, wie er an neue Aufträge kommt, wo er bei der Ausbildung an seine Grenzen gestoßen ist und wie er sich aus peinlichen Situationen auf der Bühne rettet.
Moderatorenschule Baden-Württemberg: Florian, mit welchen Moderationsterminen war dein Auftragsbuch die letzten 4 Wochen gefüllt?
Florian D. Weber: Ich habe im vergangenen Monat fünf wirklich unterschiedliche Veranstaltungen moderiert. Da waren zum Beispiel die Tax Talks – eine Podiumsdiskussion für die Haufe Group – dann war ich bei TEDx in Freiburg als Co-Moderator, und am Tag davor habe ich den XTrail in Breitnau moderiert, ein großes Laufevent im Hochschwarzwald. Das war super, da ich selbst oft als Läufer auf Sportevents bin.
MBW: Kannst du von den Moderationen leben oder machst du noch etwas anderes?
FDW: Ja, ich glaube schon, dass ich davon leben könnte. Ich bin nur nicht mutig genug … Aktuell arbeite ich Teilzeit bei der Haufe Group als Moderator & Content Creator, das heißt ich überlege mir neue Veranstaltungsformate und darf die dann häufig auch moderieren. Perfekt für einen Moderator!
Daneben moderiere ich freiberuflich die unterschiedlichsten Veranstaltungen. Die reine Freiberuflichkeit würde mich auch sehr reizen. So hätte ich viel mehr Zeit für die Vorbereitung der Moderationen und müsste dafür nicht so viel am Wochenende ran. Was ich bei Nicole Krieger gelernt habe: Bühne bringt Bühne! Wenn ich also mehr Events moderiere, erhalte ich wiederum mehr neue Jobs. Irgendwann muss man wahrscheinlich mutig genug sein, den Schritt zu wagen, sonst plätschert das Ganze so vor sich hin. Sehr spannendes Thema für mich im Moment.
MBW: Was war denn dein bisheriges Moderationshighlight?
FDW: Ich erlebe ständig Highlights! Jedes Mal, wenn ich bei Veranstaltungen etwas dazulerne zum Beispiel. Aber als ich angefangen habe zu moderieren, war es immer mein großer Wunsch, hier in Freiburg das Zelt-Musik-Festival zu moderieren. Dieser Traum ist durch Zufälle und Kontakte aus meinem Netzwerk letztes Jahr tatsächlich in Erfüllung gegangen, als ich dort die große Philharmonische Gala moderieren durfte. Ich kenne dieses Festival seit ich ein Kind bin. Bei der Moderation stand ich dann mit Wallis Bird und Götz Alsmann auf der Bühne. Wie cool ist das denn?! Ich habe sogar den Backstagebereich mit denen geteilt. Oder kürzlich habe ich an einem Wochenende zwei Veranstaltungen moderiert. Ich kam aus diesem Wochenende und dachte, ich hätte zwei Wochen Urlaub gehabt, weil mir das so viel Energie und gute Laune gegeben hat.
MBW: Wie kamst du eigentlich zum Moderieren? War das eine bewusste Entscheidung?
FDW: Das war zu Beginn eher zufällig. Ich war schon in der Schule immer viel besser im Präsentieren als in den Klausuren. Ich war so der klassische Fall von: „Kann ich am Schuljahresende bitte noch eine Präsentation halten, um von der Komma 6 auf die Komma 4 zu kommen?“ Die Freude am Präsentieren hat sich im Studium fortgesetzt. Ich merkte: Wissen vermitteln kann ich einfach besser als so mancher Prof. Als ich dann als Werkstudent in einer Unternehmensberatung gearbeitet habe, musste eine Veranstaltung moderiert werden. Und das lief so nach dem Motto: „Der Praktikant macht’s!“ Das war dann in dem Fall ich … Ab dem Moment habe ich in meinem Job einfach alles moderiert, was es zu moderieren gab.
MBW: Du hast an der Moderatorenschule Baden-Württemberg in den vergangenen beiden Jahren den Zertifikatslehrgang Veranstaltungsmoderation absolviert. Was waren deine Aha-Momente in den fünf Weiterbildungsmodulen?
FDW: Ich weiß das noch, als wär’s gestern gewesen und das Thema beschäftigt mich bis heute. Ich bin auch unfassbar dankbar, dass ihr mir das damals aufgezeigt habt und ich dadurch daran arbeiten konnte: Bei der ersten Videoaufzeichnung im Grundlagenseminar gab es sowohl von Trainerin Nicole Krieger als auch von den Teilnehmern die Rückmeldung: „Du wirkst auf der Bühne anders als privat. Das war nicht authentisch.“ Ich dachte mir im ersten Moment: „Was wollt ihr von mir?! Lasst mich in Ruhe damit!“ Aber es stimmte, und daran arbeite ich bis heute. Häufig nehme ich auf der Bühne oder vor der Kamera eine andere Rolle ein, als wenn ich privat bin. Was dabei das Problem ist, wurde mir erst durch Nicoles Gastgeber-Methode bewusst. Ich hätte niemals gedacht, dass dieses „Handwerk“ Moderation mit so viel Persönlichkeitsentwicklung verbunden ist. Feedback von anderen zu bekommen ist einfach ultragut!
MBW: Wo bist du in den Seminaren an deine Grenzen gestoßen?
FDW: Der Stimm- und Sprechtrainer Reinhold Weber hatte mich damals auf mein kratzendes CH bspw. im Wort „Lörrach“ aufmerksam gemacht. Ich habe das über Wochen trainiert, ohne Erfolg. Das war hart, aber mittlerweile kann ich’s! Und im Spontaneitäts-Seminar bei Ralf Schmitt musste ich so tun, als ob ich koche und nebenher moderiere. Ich hasse kochen! Da hatte ich wirklich Schweißausbrüche, das hat mich total aus dem Konzept gebracht.
Und die Emotionsübung mit Nicole beim Aufbauseminar – das war auch nicht meine Stärke. Ich sollte traurig sein, das hab‘ ich gar nicht hinbekommen. Vielleicht bin ich auch einfach nicht der Typ, der auf der Bühne emotional ist. Trotzdem war diese Übung enorm wichtig, um Reaktionen auf der Bühne nachvollziehen zu können.
Ich habe mich oft gefragt, ob ich denn wirklich der Richtige für diesen Job bin, es gibt so viel zu berücksichtigen beim Moderieren. Da hängen Erwartungen dran, die du erfüllen willst. Aber ich konnte diese Grenzen immer nutzen, um persönlich weiterzukommen.
MBW: Wie kommst du an neue Moderationsaufträge?
FDW: Wie gesagt: Bühne bringt Bühne! Ich werde nach Veranstaltungen oft angesprochen. Oder weiterempfohlen. Durch das Netzwerk der Moderatorenschule Baden-Württemberg kam ich auch schon an Jobs. Witzigerweise bekomme ich auch über LinkedIn erstaunlich viele Anfragen, wenn ich etwas über meine Jobs poste. Das sind oft Leute, von denen ich noch nie gehört habe.
MBW: Wie viele Anfragen hast du so etwa pro Monat?
FDW: Ich würde sagen vier oder fünf im Monat.
MBW: Sagst du auch Anfragen ab?
FDW: Ja, das habe ich auch schon gemacht. Wenn mir die Anfrage zu kurzfristig ist und ich mich nicht gut genug vorbereiten kann. Und wenn es ein Thema ist, auf das ich gar keine Lust habe oder zu dem ich gar keinen Bezug habe.
MBW: Hattest du bei einer Moderation mal einen peinlichen Moment und wie hast du dich daraus gerettet?
FDW: Ertappt! Ja, schon öfter. Beim Zelt-Musik-Festival zum Beispiel hatte sich mehrmals kurzfristig das Programm geändert. Das war echt anstrengend. Nach einer Anmoderation bin ich hinter die Bühne gegangen und der (ansonsten absolut großartige!) Techniker hatte vergessen, mein Mikro stumm zu schalten. Ich laufe also nach hinten, fasse mir an den Kopf und sage: „Alter, ist das anstrengend!“ Und plötzlich höre ich das gesamte Publikum lachen. Ich bin froh, dass ich nichts anderes gesagt habe … Bei der nächsten Anmoderation habe ich das dann mit Humor aufgegriffen und selbstironisch darauf hingewiesen, dass es ja heute so heiß sei und die Wege hier auch so lang sind.
MBW: Was glaubst du, warum wirst du immer wieder gebucht? Was zeichnet dich aus?
FDW: Puh, da muss ich wirklich überlegen (lange Pause). Mir fallen drei Sachen ein: Ich glaube, die Zusammenarbeit mit mir ist meistens witzig. Das andere ist, dass ich sehr viel Enthusiasmus mitbringe, mich in fremde Themen zu stürzen. Der dritte Punkt ist, dass ich mit den allermeisten Menschen sofort gut klarkomme. Dadurch habe ich kein Problem, auch mal eine private Geschichte zu erzählen. Und handwerklich ist es sicherlich auch in Ordnung.
MBW: In deinem aktuellen Showreel erzählst du, dass du vor deinen Auftritten immer dein Lieblingslied hörst. Welches ist das?
FDW: Das ändert sich ständig. Momentan ist es „Deep Knight“ von VIMES. Aber tatsächlich bereite ich mich eher auf einen Auftritt vor, indem ich hinter der Bühne unglaublich viel Nonsens erzähle und ein bisschen schauspielere und bringe mich dadurch in den Modus.
MBW: Auf deiner Website steht außerdem, dass du als Kind sehr schüchtern warst. Kannst du im Nachhinein sagen, wann der Wendepunkt war und du zur „Rampensau“ wurdest?
FDW: Ich habe zwar als Kind viel geredet, aber nur vor Leuten, die ich kannte. Vor Fremden war ich extrem schüchtern. Ich habe sogar meinen kleinen (!) Bruder vorgeschickt, um an einem Stand einen Crêpes für mich zu bestellen. Ich glaube, das hat sich dann so Stück für Stück im späteren Schulalter geändert.
MBW: Du hast eine Vorliebe für auffällige Hemden und trägst diese auch bei Moderationen. Welches Feedback erntest du für dieses Markenzeichen?
FDW: Ganz unterschiedlich. Ich glaube inzwischen haben die Leute verstanden, dass das Teil der Marke Florian D. Weber ist. Ich habe diese ausgeflippten Hemden aber schon immer gerne getragen. Teilweise finden die Leute es strange, aber es ist oft ein Gesprächsthema. So kommst du in Kontakt. Wenn es nicht zur Veranstaltung passt, mache ich das natürlich auch nicht. Ich behaupte aber, dass ich auch mit Steuerberatern und Juristen auf Augenhöhe sprechen kann, wenn ich ein völlig ausgeflipptes Hemd trage. Aber dieses „Kleider machen Leute“ scheint immer noch in den Köpfen zu sein, und dann halte ich mich natürlich an den Dresscode, wenn er mir klar kommuniziert wird. Ich kann das auch nachvollziehen. Der Moderator steht ja schließlich für den Veranstalter.
MBW: Wenn man „Florian Weber Moderator“ googelt, stößt man zunächst auf deinen Namensvetter, den bekannten TV-Moderator Florian Weber, der bspw. das ARD-Buffet moderierte. Bist du schon mal mit ihm verwechselt worden oder ist eine Moderationsanfrage versehentlich beim Falschen gelandet?
FDW: Ich habe ihm mal geschrieben, aber leider nie eine Antwort bekommen. Meine Hypothese ist folgende: Ich dachte immer, die Namensgleichheit wäre gut für MICH, weil die Leute mich mit ihm verwechseln und ich kriege dann seine Anfragen. Das ist aber noch kein einziges Mal passiert. Ich glaube also, dass es umgekehrt ist, dass er MEINE Anfragen abgreift (lacht).
MBW: Na, kein Wunder, dass der sich nicht bei dir meldet. Aber bleiben wir beim Thema „Höhenflug“: In deiner Freizeit fliegst du gerne, u.a. Kleinflugzeuge. Was geht dir durch den Kopf, wenn du die Welt von oben siehst?
FDW: Auch ein Kindheitstraum von mir … Was ich total genieße, ist es, von oben auf die Welt zu schauen und zu checken, wie schön wir es eigentlich haben! Wie schön diese Landschaften sind. Für mich ist es auch ein krasses Gefühl von Freiheit. Ich mache außerdem gerade den Gleitschirmflugschein. Da bist du noch mehr verbunden mit der Natur und du hast das krasseste Panorama, das du dir vorstellen kannst. Und umweltverträglicher ist es auch.
MBW: Außerdem bist du ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz tätig, als Ausbilder für psychosoziale Notfallversorgung und im Kriseninterventionsteam. Wie sehr fordert dich diese Aufgabe mental und emotional?
FDW: Sie fordert mich, aber sie strengt mich nicht an. Denn das ist mir eine wahnsinnig wichtige Herzensangelegenheit! Ich bekomme durch die Einsätze bei den Betroffenen und für meine Schulungen bei den Notfallversorgern immer sehr gutes Feedback und dadurch viel Energie zurück.
MBW: Letzte Frage: Was wäre dein Traumjob als Moderator?
FDW: Ich finde Joko & Klaas super witzig und ich hätte schon Lust, auch mal rumzublödeln und witzige Sachen zu machen. Das muss gar nicht im Fernsehen sein. Oder klar wäre es toll, in Deutschland mal die NFL (National Football League) zu moderieren oder in einem Fußballstadion, wo wahnsinnig viele Menschen sind. Aber so blöd das jetzt klingt: Ich habe mit jeder meiner Moderationen meinen Traumjob! Moderator ist für mich ein Traumjob an sich, egal ob vor 3, 30, 300 oder 3.000 Leuten. Das macht mir so viel Spaß und gibt mir so viel Energie.
MBW: Wer weiß, was da noch kommt. Wir wünschen dir jedenfalls weiterhin viele spannende Aufträge und Dankeschön für die interessanten Einblicke. Alles Gute!
Bildnachweis: Jonathan Gaebert