Viele, die Dialekt sprechen, stellen sich früher oder später die Frage: Soll ich meinen Dialekt abtrainieren? Die gute Nachricht zuerst: Menschen, die Dialekt sprechen, wirken allgemein herzlicher und sympathischer als solche, die Hochdeutsch unterwegs sind. Nun kommt das Aber: Sie wirken allerdings auch provinzieller und rangniedriger, während Menschen, die Schriftdeutsch sprechen, weltoffener und gebildeter scheinen. Gerade in der Geschäftswelt stellt sich daher die Frage: Macht es Sinn, sich den eigenen Dialekt abzugewöhnen bzw. Hochdeutsch (dazu) zu lernen?

Wichtig für Ihre Entscheidung sind folgende Fragen: Mit wem habe ich im beruflichen Umfeld zu tun? Wie stark ist mein Dialekt? Verstehen mich meine Geschäftspartner? Ist in meinem Metier eine dialektfreie Aussprache Voraussetzung, beispielsweise für die Arbeit einer TV-Moderatorin? Traue ich mich in der Öffentlichkeit nicht meine Meinung zu sagen, weil ich Mundart rede und das komisch rüberkommen könnte? Kleine Hilfestellung: Hören Sie einmal die Ansage Ihres Anrufbeantworters ab oder lauschen Sie einer Sprachnachricht, die Sie verschickt haben: Ist das, was Sie da hören, okay für Sie oder denken Sie „Das geht ja gar nicht!“? Vielleicht hilft Ihnen auch dieses Video auf unserem YouTube-Kanal.

Wenn Sie sich dazu entscheiden, Hochdeutsch zu lernen, sollten Sie wissen: Das ist ganz schön viel Arbeit! Es gleicht je nach Ausgangslage dem Erlernen einer Fremdsprache und dauert manchmal viele Monate, je nachdem, wie intensiv Sie die „neue“ Sprache studieren. Es ist wie beim Vokabeln Büffeln: Je mehr Sie üben, desto schneller kommen Sie voran. Folgende Schritte sind dabei zu gehen:

4 Schritte auf dem Weg zur Schriftsprache

Schritt 1, um Ihr Hochdeutsch zu trainieren:

Hören Sie sich selbst zu! Nehmen Sie beispielsweise mit dem Smartphone eine Nachricht auf (langsam sprechen!) und prüfen Sie: Welche Konsonanten spreche ich anders aus als in der Schriftsprache üblich? Welche Endungen lasse ich unter den Tisch fallen?

Schritt 2, um Ihr Hochdeutsch zu trainieren:

Arbeiten Sie mit Texten! Lesen Sie laut aus einem Buch vor und konzentrieren Sie sich darauf, alle Silben sauber zu sprechen, starke Konsonanten wie p, k und t nicht zu verweichlichen und Vokalen genug Raum zu geben. Bei einigen Dialekten wird der Laut weit hinten im Mundraum gebildet und klingt dann etwas kehlig oder knödelig. Versuchen Sie in diesem Fall, den Ton ohne Druck nach vorne zu bringen.

Schritt 3, um Ihr Hochdeutsch zu trainieren:

Um die „neue Sprache“ richtig gut zu lernen, arbeiten Sie am besten mit einem Sprechtrainer. Er oder sie hört die Nuancen etwaiger Konsonantenverschleifungen heraus und kann Ihnen individuelle Übungen an die Hand geben, die je nach Dialekt ganz unterschiedlich aussehen. Beispielsweise lernen Sie, wie Sie Ihre Kiefer- und Zungenmuskulatur trainieren können und wo im Mundraum Sie den Ton idealerweise produzieren.
Auch wir bieten Einzelcoachings in diesem Bereich an. Kontaktieren Sie uns, wir beraten Sie gern dazu.

Schritt 4, um Ihr Hochdeutsch zu trainieren:

Wenn Sie Ihren Dialekt abtrainieren möchten, gilt Folgendes: Üben, üben, üben und das Gelernte in den Alltag integrieren! Und zwar nicht nur in den beruflichen Situationen, in denen Sie ab und zu Hochdeutsch sprechen möchten, sondern auch privat. Wenn Freunde oder Familie erst mal komisch gucken, erklären Sie Ihre Beweggründe. Übrigens: Keine Angst, der Dialekt verlernt sich nicht, auch wenn man Hochdeutsch (dazu) lernt! Er bleibt die Muttersprache.

Kleiner Tipp:

Mundart (die man beherrscht) eignet sich wunderbar im Bereich Storytelling, wenn Sie Ihre Zuhörerinnen zu Beginn eines Vortrags oder einer Moderation in Ihren Bann ziehen möchten. Bei Zitaten können Sie beispielsweise Ihren Gesprächspartner auch im Dialekt zitieren. Voraussetzung: Er wird dadurch nicht bloßgestellt oder in die „Mundart = primitiv -Ecke“ gestellt! Die Begegnung mit der freundlichen Taxifahrerin bei der Anreise eignet sich beispielsweise gut dafür. Auch ein augenzwinkernder Einblick in Ihre eigenen Gedanken kann sehr sympathisch wirken, à la „… und da dachte ich mir …“, worauf Ihr Gedankenzitat im Dialekt folgt. Das Publikum wird schmunzeln und Viele werden denken: „Die ist eine von uns!“

Wenn Sie Ihren Dialekt dennoch, zumindest ein wenig, abtrainieren möchten: Die Übungsschritte gibt’s auch als Video auf unserem YouTube-Kanal!

Bildquelle: Krakenimages.com/shutterstock.com

Sie möchten einmal im Monat wertvolle Tipps für Ihren souveränen Auftritt von uns per Newsletter erhalten? Dann melden Sie sich hier an!