Alles scheint so einfach zu sein, wenn man im Fernsehen mit einem Teleprompter arbeitet: Schließlich hat man seinen – meist sauber ausgefeilten – Text direkt vor Augen und kann ihn ablesen.

Man kommt nicht ins Schwimmen, selbst wenn man schwierige Sachverhalte darstellt und sich sonst vielleicht nicht alle Details merken könnte. Ja, man kann sogar auf die Sekunde genau arbeiten, beispielsweise wenn eine Anmoderation nicht länger als eine halbe Minute dauern darf.

Auch ist das Hirn angenehm entlastet, wenn es sich nicht Moderation für Moderation merken muss; die Moderationen der ganzen Sendung und oft die der ganzen Woche.

Auch der Chefredakteur ist vor Überraschungen gefeit, schließlich kann er vorab den Text lesen und freigeben.

Doch die Arbeit mit einem Teleprompter hat nicht nur Vorteile.

Seinen eigenen Text abzulesen, ohne dass es monoton wird, ist schwierig und will geübt sein. Das Sprechtempo ist meist gleichförmig und Akzente sind nicht immer richtig gesetzt. Zudem ist der Sprechausdruck ist nicht so variationsreich und ausdrucksstark wie beim freien Sprechen…

Schnell verliert man den Überblick wohin der Gedanke führt, denn auf dem Teleprompter sind immer nur einige Wörter auf einmal zu lesen. Dies gilt insbesondere dann, wenn man den Text bereits vor Stunden geschrieben oder man lange Sätze geschrieben hat und die Sinneinheiten nicht auf einen Blick erfassen kann.

Das konzentrierte Ablesen führt auch oft zu einem starren „Prompter-Blick“. Die Mimik wird starr, die Gestik ist eingeschränkt, bleibt oft statisch. Ist die Schrift zu klein eingestellt, wandern die Augen die Zeilen entlang – was dem Zuschauer natürlich nicht entgeht. Bei manchen Moderatoren wandert nicht nur der Blick, sondern sogar der ganze Kopf mit.

Entstehen die Moderationstexte im Vorfeld am Schreibtisch, begehen Redakteure oft den Fehler, nicht „für’s Hören“ zu schreiben. Sie orientieren sich an der Schriftsprache und schreiben lange, zu komplexe Sätze. Selbst wenn der Moderator diese Texte „durchbringt“, kann der Zuschauer sie nicht auf Anhieb verstehen.

Der Einsatz eines Prompters bei einer Live-Sendung nimmt dem Moderator auch die Flexibilität, auf unvorhersehbare Störungen einzugehen. Deshalb eignet sich ein Prompter auch nicht für die Aufzeichnungen von Fragen beim Interview. Ein guter Interviewer wird immer auf seinen Gast eingehen und sollte bei der Fragengestaltung flexibel bleiben können.

Wer auf die Vorzüge eines Teleprompters nicht verzichten will, kann lernen, beim Vorlesen das Gesprochene nicht nur wiederzugeben, sondern auch aktiv noch einmal mitzudenken. Damit wird das Sprechen lebendiger.

Auch kann gerne variiert werden: die Begrüßung und die Verabschiedung können meist gut behalten und frei gesprochen werden, bei einigen „sicheren“ Moderationen reichen vielleicht Stichwörter auf dem Prompter und die kniffeligen Moderationen liest man „sprechdenkend“ ab.

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